Ausflug in die Dolomiten (Col Rodella) – Tag 03

Tag 3 in den Dolomiten beginnt um 7:30 Uhr mit dem Frühstück, bei geschlossener Wolkendecke und in Watte gehüllten Berggipfeln. Der Plan für heute war, zum inoffiziellen Startplatz unterhalb des Langkofel zu wandern, um von dort aus evtl. etwas mehr Thermik oder Aufwinde zu erhaschen.

Die Widder des Grauens…

Die Bahnfahrt auf den Col Rodella endete in dicker Nebelsuppe. Ich war der erste und einzige Passagier, der sich um 8:45 Uhr auf den verhüllten Berg wagte. Voller Zuversicht bin ich mehr oder weniger desorientiert durch den Nebel Richtung Langkofel gelaufen. Den Startplatz habe ich mir auf Google Maps eingeprägt. Die grobe Richtung stimmte schon mal, bis ich auf einen Pfad gestoßen bin, der sehr Verheißungsvoll war. Zwischendurch tauchte aus dem Nebel eine Herde Widder auf – etwas später am „Kraterrand“ Alfred Hitchcocks Vögel, soarend im 20er Wind des Nebels… wow. Am Fuße des Langkofel angekommen, erstrahlen die schroffen Felsen aus dem Nebel hinterlegt mit strahlend blauen Himmel. Meine Hoffnung, dass die Wolkendecke von oben her ausgeheizt wird, stieg von Minute zu Minute. Ich richtete mir mit meinem Rucksack ein gemütliches Lager ein und verharrte voller Vorfreude in der Stille der Höhe.

Es macht auf – oder doch nicht?

Anstatt aufzumachen, zog es aber immer mehr zu und es wurde kalt und ungemütlich. Die Felsen verschwanden nach und nach in der Suppe und mir schwante böses – hebt die Basis an und es kommt gar keine Sonne mehr heraus? Nach 2 Stunden Wartezeit packte ich meine Sachen zusammen und lief den Grat entlang in tiefere Gefilden – mein Verdacht bestätigte sich. Die Wolkenbasis ist tatsächlich angestiegen, unterhalb sah man ins Tal – aber keine Sonne in Sicht. Der Wind blies mittlerweile mit gut 20-25 km/h aus S/W, ideale Bedingungen zum Soaren. Ein Blick aus Nordwest auf den Col Rodella, ermutigte mich zu starten. Dort oben kratzen nämlich die ersten Gleitschirme unter der Basis, soarend an der S/W Flanke. Anstatt wieder zum Col hochzulaufen, wählte ich einen inoffiziellen Startplatz unterhalb, neben einer Hütte. Die Ausrichtung war ideal, auf S/W. Von vorne kam ausreichend Luft, um das geringe Gefälle zu überwinden und um auf die Vorderseite des Rodella zu gelangen. So meine Theorie.

Mein Alternativstartplatz 🙂

Die Praxis zeigte sich freundlicherweise absolut theorienah! Ich konnte nach meinem Start bequem zum Gipfel des Col Rodella aufsoaren und traf auf die anderen Flieger. Da ich bereits ziemlich durchgefroren war, brach ich meinen Flug nach etwa 20 Minuten ab und landete neben der Bahn ein. Das war wirklich ein tollen Erlebnis, auch wenn mir der Start von ganz oben am heutigen Tag vergönnt war. Aber der nächste Herbst kommt bestimmt. Der Arriba 2 von Skywalk hat sich übrigens bestens für den Ausflug geeignet. Schön leicht, save und vor allem geht er beladen gut um die Ecke und macht richtig Spaß 😉

Gegen 13:30 Uhr machte ich mich auf die Heimreise nach Deutschland und kam nach 5,5h Autofahrt zu Hause an. Mein Sohn erwartete mich bereits am Fenster und rief „Babaaa, Babaa“… so macht zu Hause ankommen Freude 🙂

Tipps/ Empfehlungen:

  1. Ich kam im Hotel Ladina in Campitello unter. B&B für 3 Nächte lediglich 100,- EUR! Das Hotel liegt etwa 6 Gehminuten entfernt zur Col Rodella Bahn.
  2. Mit der Val die Fassa Card, die mir das Hotel gratis ausstellte, bezahlte ich 35,- EUR für einen 3-Tagespass der Bahnen. Mit der Karte konnte ich die Seilbahnen am Belvedere und am Col Rodella nutzen.
  3. Vormittags lässt es sich bei SO-W-Lagen in der Regel am Ostkessel gut starten, Nachmittags startet man unterhalb der Bahn (der Felsen) in Richtung Süd bis West. Wer etwas weiter herunterläuft, kann auf einem flacheren Stück starten – oben ist es sehr steil. Vorsicht wegen den Talwinden!
  4. Touristisch ist im September/ Oktober „Saure Gurkenzeit“ im Val die Vassa. Daher sind Unterkünfte preiswert und es geht überall sehr entspannt zu – außer an gewissen Tagen in der Luft 🙂
  5. Viel Spaß beim Nachahmen


This Post Has 4 Comments

  1. Bernie sagt:

    Vielen Dank für diesen tollen Bericht.
    Ich bin das letzte Mal 99 in den Dolos geflogen.Habe damals in der Friedrich -August Hütte gewohnt.Zimmer und Küche einwandfrei und der Startplatz ist nur 50 m entfernt

    • Nicolas sagt:

      Danke für dein positives Feedback! Näher am Geschehen gehts natürlich kaum. Nur sollte man nicht nach 17:30 landen… sonst gibts einen langen Fußmarsch 😉

      LG
      Nico

  2. thomaxxxxxx sagt:

    Hi Nico, klasse Berichte. Besonders gefallen mir immer die Einschätzungen und Infos zu Bedingungen & Einschätzungen. Hilft mir als Einsteiger Dinge zu beachten, die gerne immermal in Vergessenheit geraten.

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