Skywalk Masala 2 Leichtschirm im Test

Masala, Mescal, Tequila… klingt alles sehr berauschend und macht neugierig. Ich bin zwar nicht auf der Suche nach einem neuen Gleitschirm, aber so einen Bergsteiger-Leichtschirm wie den Masala 2 S, mit 3kg Gesamtgewicht, musste ich schon mal näher unter die Lupe nehmen – schon rein aus Interesse an dem Konzept.

Der Masala2 S geht bis 95kg – also genau richtig für mein Kampfgewicht. Das Paket ist leicht, klein, sexy. Das Tuch raschelt, wirkt extrem dünn, dennoch reißfest, beinahe wie Backpapier. Die Tragegurte sind ja mal geil! So etwas schmales und leichtes hatte ich noch nie zwischen den Fingern! Die Gurte ähneln breiten Schuhbändeln, die hier und da verstärkt sind – wow, und das soll halten? Die Leinen sind nicht in klassischen Schlössern aus Metall aufgehängt, sondern in vernähtenTextilösen eingehängt. Das dient vermutlich auch der Gewichtsersparnis. Ich bin ja mal gespannt, wie gut das Handling dieses reduzierten Tragegurtes bei der Startvorbereitung ist.

Raus an meinen Hausberg (Stettelberg) zum ersten Testflug. Es hat 25km/h Wind aus West und die Sonne scheint – perfekt! Am Startplatz angekommen packe ich das kleine Päckchen aus. Die Zellen schnappen ein wenig Luft und die Tüte ist offen! Das Handling über die schlichten Tragegurte ist gar nicht so unkommod wie angenommen. Durch ein paar Versteifungen klappt das Sortieren der Leinen besser als gedacht. Aber man muss schon 2x hinsehen, ob der Gurt verdreht ist oder nicht. Vor allem beim Einhängen in das Gurtzeug sollten keine Fragen mehr offen sein. Die Kappe schießt im Wind schnell nach oben. Ein kurzer Bremsimpuls und der kleine A-Schirm mit den großen Zellen steht über dem Kopf. Kurz ausgedreht und ab in die Luft geht es. Die gedämpfte Kappe vermittelt einem sofort ein angenehmes Gefühl. Die Bremsen haben einen angenehm leichten Druck. Doch da lässt auch schon der Wind nach – mist! Nach 5 Minuten stehe ich wieder am Boden. Ich war etwas zu spät dran. Dafür hatte ich nun umso mehr Zeit für ein paar Aufziehübungen.

Der Masala2 benötigt keinen Wind um rückwärts mit 2 großen Schritten über den Kopf zu gleiten. Das ist wohl einer der größten Vorteile dieser Leichtschirme. Sie starten unheimlich LEICHT! Wobei ich beim Masala2 in Bezug auf die dünnen Tragegurte von keinem Anfängerschirm für die Schulung sprechen möchte. Ich denke ein Newbee wird den Gurt schnell mal verdrehen und damit falsch eingehängt starten. …wobei das auch kein Beinbruch wäre – der Schirm fliegt auch so einwandfrei.

2ter Testtag:

Heute stehe ich über 2 Stunden im Nebel auf den Niedere herum und hatte ausreichend Zeit den Masala ground zu handeln. Ich kenne keinen Schirm, mit dem das einfacher geht. Es benötigt nur ein paar km/h Wind und der Flügel steht zuverlässig über dem Kopf. Er neigt kaum zum Überschießen und lässt sich aufgrund der geringen Streckung eines A-Schirmes einfach handeln. Die Leinen, 3 Stammleinen in der Tiefe (A, B, C) und 3 Stammleinen pro Flügelhälfte, sind rasch sortiert. Die Galerieleinen bestehen aus weißer Zahnseide (bisschen stärker), der Rest ist ummantelt und eingefärbt beleint, was das Handling sehr vereinfacht.

Der Steuerdruck im Flug ist angenehm und bewegt sich in der Mitte. Ned zu viel und auch ned zu wenig. Ein Feedback erhält der Pilot trotz gedämpften Profils ausreichend über Tragegurt und Bremse. Ich ging ehrlich gesagt eher von einer trägen A-Sinktüte aus, die ich max. 2x fliegen werde, um dann wieder auf meinen Chili oder Cayenne zurück zu greifen – aber weit gefehlt! 5 Flüge absolvierte ich im Gesamten und jeder Flug zauberte mir ein größeres Lächeln ins Gesicht! Ich startete an der Mittelstation in Bezau, an deren Ende eine schöne Baumreihe steht. Dort ging es oft schon etwas knapper her, daher hatte ich auch heute Bedenken, ob mich der kleine Masala dort rüber trägt oder ob ich ihn im Anschluss aus den Ästen friemeln muss. Meine Bedenken waren völlig unbegründet. Ich sauste mit einer Gleitleistung über die Tannen, wie an dieser Stelle selten erlebt! Im Anschluss trugen mich sanfte Nebelschwaden gut 10 Minuten lang ohne Höhenverlust an der Baumreihe entlang durch die Luft. Wow! Das Handling beim Kurvenfliegen ist unerwartet gut. Der Masala reagiert nur mit wenig Verzögerung auf den Gewichts- und Bremsimpuls. Das musste ich dann gleich in Form von kleineren Turnübungen bestätigt wissen. Ich hatte ehrlich selten so viel Fun mit einem Schirm, bei gleichzeitig so hohem Sicherheitspotenzial! Die Kappe geht gut um die Ecke und macht richtig Laune! Selbst beim Landen flairt der Masala schön aus – er gleitet wirklich gut!

Sicherheitsrelevante Tests habe ich mir gespart – dafür war mir die Höhe zu heilig, die ich lieber mit Spielereien vernichtet habe. Die Ohren gehen auf jeden Fall schön rein ohne zu rascheln und selbständig wieder auf – ein A-Schirm eben.

Resümee, kurz und knapp:

Für Bergwanderer, die auch schon ein paar Jahre fliegen und etwas Spaß haben wollen, sicherlich die erste Wahl. Aber auch für den alltäglichen Einsatz, wenn nicht gerade im schroffen Gelände, sicherlich eine gute Wahl. Der Masala2 ist irgendwie etwas besonderes, er hat was, was die anderen nicht haben! Für den Schulungshang würde ich ihn nicht einsetzen, wenngleich er ein Paradestarter ist. Aber das dünne Tuch und die filigranen Tragegurte sind nichts für Grobschlächtige (und Beginner) 😉 Dieser Schirm, gepaart mit einem Leichtgurt wie das Flex von Skywalk oder Easyness von Advance, ist ein extrem komfortables Gespann, um auf den Berg zu rennen und dabei im Anschluss mit hohem Funfaktor und Sicherheit wieder hinunter zu gleiten.

This Post Has 2 Comments

  1. Chris sagt:

    Geiler Bericht und geiler Schirm. Habe ihn jetzt selbst getestet und kaufe mir einen.

    Gruess!

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