Welches Gurtzeug ist das richtige?

Vorneweg sei gesagt, dass dieser Bericht nur meine eigene Meinung widerspiegelt und nicht als allgemeinverbindlich erachtet werden muss.

Ich habe mir im Frühjahr ein gebrauchtes Independence Fusion Gurtzeug gekauft. Als Anfänger (Flugschüler) war ich der Auffassung, dass der Gleitschirm das wichtigere Utensil zum Fliegen sei. Mittlerweile ist mir bewusst, dass ein passendes Gurtzeug ebenso wichtig ist, wie der dazugehörige Flügel.

Ich beginne mal beim Anfang: Mit meinem Fusion war ich rel. zufrieden – ich hatte ja auch keinen Vergleich. Mir fiel lediglich auf, dass ich in einer sehr liegenden Position fliegen musste und keine wirklich zufrieden stellende, aufrechte Lage einstellen konnte. Der Zug auf die Schultern wurde einfach zu hoch, was den Komfort extrem linderte. Zudem saß ich recht schwammig in meinem Sitz – kein wunder bei Größe L – aber auch hier fehlte mir ein direkter Vergleich. Nach einem interessanten Artikel in der letzten DHV Info (Ausgabe 165), über Gurtzeuge und deren Wichtigkeit in Sachen Passgenauigkeit, Einstellmöglichkeiten, passive Sicherheit, etc. fiel mir dann auf, dass mein Fusion tatsächlich nicht so das gelbe vom Ei war. Das Packmaß und Gewicht waren mir auch immer ein Dorn im Auge, wenn ich andere Flieger mit ihren Wendegurtzeugen den Berg hinauf rennen sah…

Ich fasse mich kurz; ich wollte ein neues Gurtzeug, das „sicher“ und bequem ist und zu mir passt. Von dem Kauf eines Wendegurts kam ich schnell wieder ab, als ich diesen Test und gewisse Diskussionen las. Da ich kein „walk & fly“ Typ bin, sondern gemächlich mit der Bahn oder dem Auto unterwegs bin, habe ich mir die Vorteile des Wendegurts wieder schnell aus dem Kopf geschlagen. Also musste etwas vergleichbares her, was rel. leicht ist, ein geringes Packmaß besitzt, bequem ist und den Sicherheitsanforderungen entspricht! Gar nicht so einfach. Hinzu kam der Wunsch nach einem stabilen Rückenteil, einfach aus Gründen der Bequemlichkeit.

Meine Vorauswahl fiel dann auf das Advance Axess 2 Air oder das Cult 3 von Skywalk. Nach einem Probeflugtag des Axess stand für mich fest, dass dieses Teil echt klasse ist. Durch den neuartigen Thermarest-Schaumprotektor, der sich extrem klein „ausquetschen“ lässt, hat das Gurtzeug ein sehr geringes Packmaß und ist dabei noch rel. leicht (auf dem Berg fragte mich ein älterer Flieger-Herr sogar, ob ich mit dem Wendegurt zufrieden sei) 🙂 Ich wollte anschließend noch das Cult 3 in Bezug auf die Bequemlichkeit testen – allerdings kam ich nicht mehr dazu, da das Axess auch nach 1,5h Flugzeit immer noch total bequem war und ich meine Entscheidung im Grunde schon getroffen hatte. Zudem gefällt mir das Design ausgesprochen gut und über die Verarbeitung von Advance Artikeln muss man nicht viel sagen – der Benz unter den Gleitschirm-Produkten.

Mein Fazit: Über den richtigen Gurt sollte man sich zuvor gut informieren. Wendegurtzeuge haben den großen Nachteil, dass die Stauprotektoren nach dem Start viel Zeit (mind. 10 Sek.) benötigen, bis diese aufgeblasen sind. Bei einem Durchsacker oder Startabbruch hat man in der ersten Phase keinerlei passiven Steiß- /Rückenschutz. Demnach sollte man sich so einen Gurt sinnvollerweise nur zulegen, wenn man auch das geringe Packmaß benötigt, z.B. für walk & fly. Ansonsten kann man unter anderem in der DHV Info Informationen über die Anforderungen eines Gurtzeuges beziehen. Vor allem die Passgenauigkeit und die richtigen Gurteinstellungen sind für die Sicherheit und vor allem ein gutes Fluggefühl ausschlaggebend.

EDIT (21.11.10): Nach etlichen Flügen mit mehreren Stunden Flugzeit, davon einmal 2:30 h, bin ich hellauf begeistert! Das Axess ist unheimlich bequem, auch ohne festes Rückenteil. Zudem sitzt man extrem gut eingepasst in dem Sitz. Das Handling ist sehr direkt, was sich beim Wingovern und Spiralen postitiv bemerkbar macht. Der Trage- und Packkomfort ist auch super. Ich kann es nur weiterempfehlen.

This Post Has 6 Comments

  1. Peter Filzmoser sagt:

    Hallo!

    Ich habe mir auch als Flugschüler das Fusion mit einer Supair-Rettung gekauft. Mittlerweile bin ich zu dem Schluß gekommen, dass die Sache zwar nicht völlig verkehrt war, es jedoch für mich Besseres bzw. Passenderes geben muss. Das Axess steht jetzt ganz oben auf meiner Liste.

    Ciao

  2. Luftgoofi sagt:

    Ich habe das Swing Connect 2 geflogen Bequem aber sehr schwer. Danach das Swing Connect Light 2 war super, dann das Swing Connect Reverse war auch gut, und aus langeweile in der Flugschule in das Impress 3 gesetzt super ich war begeistert von der Bequemlichkeit und habe es Natürlich gekauft. Ja es ist sehr bequem aber ich habe in guter Thermik mit dem Gurtzeug kein sicheres gefühl (pendelt nach und ich bin nicht der perfekte Flieger). Für die die damit klar kommen kann ich das Gurtzeug nur empfehlen super bequem. Ich werde jetzt noch mal wechseln. Das Axes 2 Air ist dieses mal mein Favoriet und hoffe das ich dann rund um zufrieden bin.

    • admin sagt:

      Hi, danke für deinen Post! Ein Lieggurt fühlt sich in turbulenter Luft immer erst einmal etwas unsicherer an, da es durch den Schwerpunkt viel schneller zum Pendeln kommt. Mich hat es teilweise auch schon gut durchgeschüttelt und man neigt dann dazu, die Beine anzuwinkeln, was ja auch kein Problem ist. Das wird dir aber mit jedem Liegegurt so gehen. Die Passform am Körper ist bei meinem Impress super und man lernt mit dem Schwerpunkt umzugehen.

      Das Axess 2 Air ist auf jeden Fall auch ein super G’schirr als Alternative für ein „normales“ Gurtzeug… Alternativ kann ich dir das Skywalk Cult empfehlen.

  3. duden sagt:

    Im Text wird mehrmals „viel“ im Sinne von „fiel“ verwendet.

  4. Ralf sagt:

    Ja , das Gurtzeug! Nach und nach muss ich sagen, dass die Fokussiertheit auf DEN Schirm viel zu viel Aufmerksamkeit vom Gurtzeug abzieht. Und ich freue mich, wenn ich auch hier lese, dass Du auch der Meinung bist, dass das Gurtzeug eben GENAUSO wichtig ist wie der Schirm. Wobei ich persönlich gerade bei Anfängern sage: Schirme in der Eintsteigerklasse nehmen sich alle nicht viel. Hier geht es dann eher um Design und etwas Schnickschnack. Aber bei den Gurtzeugen gibt es da schon viel wesentlichere Unterschiede. Auch die Flugschulen sollten hier viel mehr „Gurtzeugarbeit“ leisten, und nicht so sehr nach der Marge beim Verkauf des Schirmes schielen!

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