Testbericht Advance Sigma 9
Advance – der Mercedes unter den Gleitschirmen? Viele schimpfen über den hohen Preis von Advance-Produkten, der scheinbar nicht gerechtfertig sei. Advance vermittelt durch seinen Außenauftritt hohe Qualität und Innovation, gepaart mit Tradition (Konservativ). Wer den neuen Sigma 9 aus dem dem Sack lässt, weiß nicht sofort ob an dem Image etwas dran ist oder nicht. Wer den Sigma dann aber genauer ansieht und geflogen ist, wird ganz sicher zu einem Urteil gelangen.
Bei Advance beginnt es bei dem Packsack. Dieser besticht durch Design, Funktionalität und Qualität (Verarbeitung). Der beste Packsack, den ich auf dem Markt in den Fingern hatte. Auf der Rückseite, wo man das Adressschild einschieben kann, ist der Sigma 9 in seinen tatsächlichen Farben abgebildet, + Seriennummer. Der Innenpacksack wirkt erst einmal etwas veraltet und wenig spektakulär. Umso mehr ist man überrascht, wenn man ihn hoch hebt – keine 5kg bringt ein Sigma 9.25 auf die Waage! Ist er erst einmal aus dem Sack geschlüpft, fallen einem die ideal abgestimmten, frischen Farben auf, das leichte Tuch, gepaart mit unummantelten Leinen und einem außergewöhnlichen Tragegurt mit kleinen Icons. Die Icons sollen dem Piloten Empfehlungen aussprechen, wann er wie stark und in welcher Situation beschleunigen sollte. Die Länge der Tragegurte und die Größe der Bremsgriffe sind ebenso auf den Piloten, Größe 25, in Länge und Durchmesser abgestimmt! Die Bremsleine verläuft durch einen Keramik-Ring. Keine quietschenden Rollen mehr, yeahhh! Idealerweise sind die Leinen auf Höhe der Tragegurte auf den ersten Centimetern noch farblich gekennzeichnet, bevor sie unummantelt in Beigegrau weiter verlaufen. An der Eintrittskante fällt einem die so genannte leichte Shark-Nose auf, die mittels Stäbchen bei Laune gehalten wird. Ansonsten findet man nirgendwo Verstärkungen in Form von Nylonfäden, was ich sehr begrüße! Die Öhrchen (Winglets) sind etwas geschrumpft, aber dennoch als Markenzeichen vorhanden. Die Verarbeitung des Sigma erhält die Note 1 (+). Advance eben?
Ein paar Fotos
Ein erstes Video
Jetzt zum Testbericht des Sigma 9
Advance Sigma 9.25 (75-100kg) // Gewicht 4,9kg // Startgewicht ca. 97kg |
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Erster Eindruck | siehe oben | |
Leinenhandling | Die unummantelten Leinen sind auf den ersten Centimetern farblich gekennzeichnet, schnell sortiert und neigen lediglich geringfügig zu verhängen (üblich bei unummantelten Leinen). | |
Start | Sehr einfach, vor allem für Klasse C! Der Sigma kommt beim Aufziehen, sowohl vorwärts als auch eingedreht, extrem einfach und spurtreu nach oben. Schon bei wenig bis 0 Wind kann man gemütlich rückwärts aufziehen und starten. Die Kappe neigt bei wenig Wind kaum zum Überschießen. Starkwindhandling konnte ich bisher nicht testen. | |
Kurvenhandling | Einmalig! Der Sigma 9 reagiert sofort auf Bremsinput! Gepaart mit etwas Gewichtsverlagerung zieht der Roadster mühelos und absolut direkt seine Kreise! Ein außergwöhnlich gutes Nachzentrieren im hohen Anstellwinkelbereich wird nicht nur von Advance beworben, sondern vom Sigma 9 auch tatsächlich umgesetzt! Das bedeutet, dass man viele Reserven hat, bevor einem der Flügel bei zu extremen Nachdrücken abschmiert = Sicherheit bei Ausweichmanövern und hangnahem Kreisen. Zudem fühlt es sich einfach gut an… | |
Steuerdruck | Der Steuerdruck ist für die C-Klasse in der Mitte angesiedelt und doch ganz angenehm. Man hat ein sehr gutes Feedback zum Flügel und kann mit wenig Zug bereits viel erreichen. | |
Flugverhalten | Das Feeling unter dem Sigma ist von der ersten Sekunde an einfach nur geil. Der Flügel ist sehr gut gespannt, verfügt über einen hohen Innendruck und das Segel wirft so gut wie keine Falten. Wie ein Roadster zieht er mit rel. harter Kappe durch die Lüfte. Man spürt sofort jeden Heber und ist stets im Bilde über die Beschaffenheit der Luft. Feedback gibt es über die Tragegurte und Bremsen zugleich. Die Kappe ist sehr stabil, vor allem in turbulenter Luft schluckt der Sigma 9 fast alles locker weg. Man fühlt sich einfach wohl und safe. Die Dynamik ist ein Genuss. Wingover können beinahe ohne Bremsen geflogen werden, Gewichtsverlagerung greift hier sofort. Zusammen mit der Bremse geht der Spaß erst richtig los. | |
Ohren anlegen | Am besten holt man die Ohren langsam rein, damit sie Zeit dazu haben, sich zu entleeren. Mit oder ohne Beschleuniger liegen die Ohren brav am Untersegel an, ohne zu flattern. Sinkwerte bei normalen Ohren liegen um -3,5m/s. So macht Ohren anlegen Freude! Die Öffnung kann man durch einen kurzen Bremsimpuls unterstützen. Ohne Zutun gehen sie auch verzögert von alleine wieder auf. | |
B-Stall | habe ich noch nicht getestet (fliege ich auch nie in der Praxis) | |
Steilspirale | Die Einleitung geht schnell und präzise vonstatten. Bei moderaten Sinkwerten leitet der Sigma noch selbstständig aus. Wer mehr Gas gibt, sollte die aktive Ausleitung beherrschen. Die Ausleitung ist unkritisch und der Flügel ist so stabil, dass ihn auch die eigene Wirbelschleppe wenig anhaben kann. | |
Agilität/ Handling | Diese sucht seinesgleichen. Ich bin noch keinen so agilen C-Schirm (geschweige denn A- oder B-Schirm) geflogen. Bitte selbst testen und dabei grinsen 😀 | |
Landung | Einfach ohne besondere Technik. Er flairt schön aus und verzeiht auch ein gröberes Ziehen an den Bremsen. | |
Packen | Laut Hersteller ist beim Packen nichts zu beachten. Zelle auf Zelle ist immer gut – der Sigma hat lediglich in der Nase „Stäbchen“ verbaut. Sehr lobenswert! | |
Pilotenanspruch | Der Sigma 9 ist in der C-Klasse unterwegs. Im Testprotokoll hat er überall nur A’s stehen, außer bei den größeren und beschleunigten Klappern. Das heißt nicht, dass er von jedem Gelegenheitsflieger geflogen werden kann/ soll. Den Anspruch würde ich allerdings so einschätzen, dass Aufsteiger aus LFT B sehr gut mit dem Sigma 9 zurecht kommen. Er ist sehr einfach zu fliegen und hat keine außergewöhnlichen Schweinereien auf Lager. Allerdings verfügt er über eine hohe Dynamik, die sich bei Kappenstörungen schnell man negativ bemerkbar machen kann. Dann ist Reaktion (vor allem die Richtige) gefragt. In der C-Klasse ist er meiner Einschätzung nach ganz unten angesiedelt. Die relativ geringe Streckung für seine Klasse trägt sicherlich auch dazu bei. |
Resümee:
Kurz und knapp: das Beste, was ich bisher geflogen bin! Hoher Wohlfühlfaktor, Funfaktor und ausreichend Leistung für meine Ambitionen. Zudem gefällt mir als Designer das schlichte Design außerordentlich gut!
Hallo Nicolas,
ich hätte gerne mal einen unabhängigen Rat von Dir, ich lese schon seid einiger Zeit deinen Blog und schaue Deine Videos an. Ich fliege seid April 2012 und habe nach 1,5 Jahren von einem U-Turn Emotion 2 auf einen Epsilon 7 gewechselt. Mit dem Epsilon habe ich Bei Ecke Maute 2 Sicherheitstrainings absolviert und kam mit diesem Schirm super zurecht. Ich bin eher ein ruhiger Vertreter unseres Sports und die Leistung des Epsilon 7 ist mir mehr als ausreichend.
Also bis hierhin kein Problem, mein „problem ist jedoch, dass ich gerne einen Schirm hätte der viel Ruhe hat also kein empfindlicher Zappelphilipp ist der aber deutlich agiler zu fliegen ist. Nun ist der Sprung von B auf einen C Schirm ja schon ein gewagter, von allen bisher gelesenen und gesehenen scheint ein Sigma 9 die Richtige Wahl zu sein. Ich kann den Schirm Probefliegen und mir einen kurzen Einblick in den Schirm verschaffen. Ich bezweifle jedoch, dass ich den Schirm in seiner Gesamtheit beurteilen kann. Deshalb würde ich mir einen Rat deinerseits wünschen. Wie schätzt du den Sigma in Bezug auf Sicherheit und Flugeigenschaften für einen Vertreter der ruhigen Art ein. Bedeutet das ich nur bei guten Wetterbedingungen fliegen gehe. Ich habe keine Lust darauf in der knaller Mittagstermik mit Stress zu machen und nach jeden fitze Höhe zu gieren und wünsche mir lediglich einen Schirm der nicht so träge ist wie der Epsilon, jedoch einfach zu fliegen und ein verlässlicher Partner ist der mir weiterhin freue bereitet.
Lohnt der Umstieg auf einen solchen Schirm.
Danke vorab !!!!
Gruß
Patric
Hi Patric,
danke für deinen Post! Das kann ich dir leider nicht beantworten. Jeder beurteilt und empfindet ein Flugverhalten anders. Der Sigma ist sehr stabil und schön agil. Das Profil eines C ist weniger gedämpft als das eines B, was man wiederum als unkomfortabel bezeichnen kann… teste doch mal den neuen IOTA von Advance. Der vereint evtl. deine Wünsche oder einen Tequila 4 von Skywalk.
LG
Nico